Der Nebel war zu einer grauen Suppe geworden, die seine Sicht trübte. Die Dichte der Bäume machte es zudem noch schwieriger, den Weg im Wald zu finden. Die Geräusche des Waldes hatten ihn schon eine ganze Weile begleitet, ohne dass er ihre Herkunft wirklich bestimmen konnte. Nun wurde der Boden feuchter und matschiger, so dass seine Füße bei jedem Schritt tiefer einsanken – bis er jählings seinen rechten Fuß nicht mehr bewegen konnte. Sein Stiefel war bedeckt mit Maiblumen.
“Eigentlich Sie sind ganz hübsch,“ dachte er, als er auf die Blumen blickte, „aber dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich muss hier ’raus, bevor die Sonne untergeht!“
“Steckst Du fest oder hast Du Dich verirrt?“, hörte er eine weibliche Stimme sagen.
„Ich fürchte beides,“ sagte er und drehte sich in die Richtung, aus der er glaubte, die Stimme zu hören. „Wer bist Du? Kannst Du mir helfen?“ fragte er.
“Zwei Fragen auf einmal… zu welcher möchtest Du eine Antwort?“, sagte die Stimme.
“Kannst Du mir helfen?“, fragte er noch einmal.
“Ja, das kann ich, wenn Du das möchtest. Aber es ist nicht umsonst“, sagte die Stimme.
“Das ist in Ordnung – alles, was du willst. Ich will hier nur ’raus – ’raus aus dem Schlamm und ’raus aus dem Wald.“ sagte er.
„Schon wieder zwei Wünsche auf einmal,“ sagte die Stimme. “Was ist im Moment wichtiger für dich? Nicht mehr festzustecken oder nicht mehr verirrt zu sein?
“Nun, im Moment will ich nur meinen Fuß zurückhaben,“ antwortete er.
“Und was wirst du tun, wenn du ihn zurück hast?“ fragte die Stimme.
“Dann kann ich meinen Weg fortsetzen,“ sagte er ein wenig schnippisch, denn für ihn war das ganz offensichtlich.
“Und wohin wirst du dann gehen?“, fragte sie.
“Ich will aus diesem Wald heraus, deswegen ist jeder Weg gut für mich, solange ich hier wegkomme!“ sagte er und zog an seinem Fuß in dem vergeblichen Versuch doch noch frei zu kommen.
“Und wenn du aus dem Wald heraus bist, wo hoffst du dann zu sein?“, fuhr die Stimme fort.
“Ich habe keine Ahnung. Hör’ mal, kannst du mir nicht einfach helfen, meinen Fuß herauszubekommen, damit ich mich auf meinen Weg machen kann – bitte?“, sagte er mit einer zunehmend ungeduldigen Stimme.
“Wenn du keine Ahnung hast, wo du sein willst, dann ist es doch auch egal, wo du im Moment bist, oder?“, sagte die Stimme.
Er dachte einen Moment darüber nach und sagte: „Hm, das mag’ richtig sein. Ich weiß vielleicht nicht, wohin ich gehen will, aber ich weiß, dass ich nicht mehr feststecken will.“
“Was willst du statt dessen?“ fragte sie.
“Ich will frei sein …“ antwortete er.
“…um was zu tun?“, fuhr sie fort.
“… um zu sein, wer ich bin, wer immer das sein mag, und glücklich und zufrieden mit meiner Entscheidung zu sein.“ sagte er.
Er fühlte wie jemand seine Hand ergriff, und mit einem Mal konnte er ohne Probleme aus dem Schlamm gleiten.
“Dann lass’ mich dir helfen…,“ „sagte die Stimme.